Gustav Schopf (1899-1986)

„Bahnhof Neapel Italien Mai 1931“

Buntstift-Zeichnung

Blattgröße: ca. 24,0 x 21,0 cm

Drei von südlicher Sonne mehr oder weniger stark getoastete nackte Gestalten warten im Bahnhof von Neapel auf den Anschlusszug in den heimatlichen Norden. Bei den Dreien handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die drei Malerfreunde Manfred Henninger (1894-1986), Sepp Vees (1908-1989) und Gustav Schopf. Sie hatten mehrere Monate gemeinsam, vor allem in Sizilien und Kalabrien gemalt und befanden sich nun auf der Heimreise. Der offenbar noch gut gelaunte Gustav Schopf überbrückt die Wartezeit mit dieser flotten Buntstift-Skizze. Doch während er sich auf die Gestaltung des Bildchens konzentriert, passiert wohl das große Malheur…

Wir erfahren davon im Buch von Günther Wirth: Gustav Schopf – Feurige Spuren (Stuttgart 1989, Seite 56f.): „Das große Ereignis des Jahres 1931 wird für Gustav Schopf die legendär gewordene Italienreise, die er zusammen mit seinen Freunden Manfred Henninger und Sepp Vees unternimmt. Mit wenig finanziellen Mitteln und viel Malmitteln wird die Reise angetreten. Henninger ist damals schon im Mediterranen fast zu Hause. Schopf fährt mit, weil er auch in Stuttgart gerne mit den beiden Freunden zusammen ist. Über Rom, wo man sich in den Museen umtat, ging die Reise bis nach Sizilien. Alle drei Künstler arbeiteten heftig, begeistert von der Landschaft. Die Malerfreunde wollten Gustav Schopf dazu bewegen, mehr auf die Leinwand zu malen, aber dieser beharrte, wobei er seine kräftigen Pinselhiebe ins Feld führte, auf Karton und Hartfaser. Mit reicher künstlerischer Ausbeute ging es dann nach Norden zurück. Doch auf dem Bahnhof in Neapel passierte Schopf ein großes Missgeschick. Dreißig Bilder, die er kurz abgestellt hatte, waren plötzlich verschwunden, und sie sind nie wiederaufgetaucht. Schopf, hitzig wie er war, barst fast vor Zorn und Wut. Obwohl er sich dann noch zu einem längeren Aufenthalt mit Vees bei Familie Hildenbrand im ehemaligen Atelier von Hans von Marées bereitfand, entwickelte er, verursacht durch den Diebstahl in Neapel, eine tiefe und unausrottbare Aversion gegen Italien. Er schwor, nie mehr in dieses Land zurückzukehren, und er hat diesen Schwur nie gebrochen.“

Gustav Schopf

(1899 Gerlingen -1987 Stuttgart)

1921 Beginn des Studiums der Staatswissenschaften in Tübingen. 1922 Fortsetzung des Studiums in München. 1923 Abbruch des Jura-Studiums und Aufnahme eines Bildhauer-Studiums an der TH in Stuttgart. 1924 Beginn eines Studiums der Malerei an der Stuttgarter Kunstakademie. Er wird Meisterschüler von Robert Breyer (1866-1941). 1929 Mitbegründer der „Stuttgarter Neuen Sezession“ (u. a. mit Henninger, Pahl, Geyer und Lehmann). Bekannt wurde Schopf vor allem durch seine zahlreichen Eisenbahnbilder.