Otto Rieth (1858-1911)

„Lucretia“

(Entwurf für eine Hausfassade)

Bleistift-Zeichnung, 1902

Blattgröße: 20,5 x 32,0 cm

Im Besitz der Sammlung des Heimat- und Kunstvereins Backnang befinden sich zwei weitere Fassaden-Entwürfe.

Otto Rieth

(1858 Stuttgart – 1911 Stuttgart)

Rieth ist zunächst Schüler von Christian Friedrich Leins an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Anschließend bei Paul Wallot in Frankfurt, welchem er

13 Jahre lang beim Bau des Berliner Reichstages assistiert. Von Otto Rieth`s eigenen Beiträgen zum Reichstag (Monumental-Gemälde und Bronzen zur Gestaltung des Vorplatzes) hat sich nach dem Reichstagsbrand und den Zerstörungen im 2. Weltkrieg nichts erhalten. Auch die sonstigen Werke des einst hochverehrten Architekten und Bildhauers (Palais und Villen in Berlin und Stuttgart; Kaufhäuser, Brunnenanlagen und Denkmäler), sind weitgehend zerstört. Am bekanntesten ist sicherlich die heute noch bestehende Brunnenanlage „Galathea-Brunnen“ am Eugensplatz (oberhalb der Staatsgalerie) in Stuttgart.

Aus dem Nachruf für Otto Rieth – Deutsche Bauzeitung 1911:

„…Otto Rieth schwebten die Meister der Renaissance in ihrer harmonischen Verbindung von Baukünstler, Maler und Bildhauer vor. Das kommt insbesondere in seinen Skizzen zum Ausdruck, die er in mehreren Bänden herausgab und die seinen Ruhm weit über die Grenzen Deutschlands hinaus verkündet haben. In diesen Skizzen offenbart sich der über quellende Reichtum seiner Gedanken; sie sind der Niederschlag seiner künstlerischen Denkungsweise, das treueste Spiegelbild des künstlerischen Charakters seiner Muse. Hier konnte sich seine unerschöpfliche Phantasie ohne die einengenden Grenzen der Wirklichkeit ergehen. Das Goethe`sche Wort über die Phantasie stand ihm dabei stetes als leuchtende Mahnung zu hohen Zeilen vor Augen. Im Anschluß an die Kunstwelt Piranesi`s schuf Rieth seine Gebilde mit großem Sinn und als leichtes Spiel seiner kunstgeübten Hand. Mit Vorliebe gesellt er dem Architektonischen das Figürliche, verbindet das Strenge mit dem Zarten, durchbricht er die starren Linien der architektonischen Schöpfungen durch die weichen Umrisse des weiblichen Körpers. Das künstlerische Gesetz der Gegensätze wird von ihm hier mit überfließendem Gedankenreichtum verkündet. Im Geiste dieser Skizzen fand auch die große Monumental-Malerei ihre Ausführung, die ihm für einen der Fraktions-Sitzungssäle des deutschen Reichstagsgebäudes übertragen wurde. Der Auftrag war gewissermaßen die Folge seiner langjährigen Tätigkeit im Atelier des Reichstages unter Paul Wallot. Seine Tätigkeit für das vornehmste der Reichsgebäude blieb jedoch nicht hierauf beschränkt…. eines der frühesten Werke der Vereinigung plastischer und architektonischer Kunst ist der Galathea – Brunnen auf der Eugens-Platte in seiner Vaterstadt Stuttgart. In edler Bewegung schaut die stolze weibliche Gestalt auf Stuttgart und seine Rebgelände hin, eines der besten dekorativen Bildwerke der Neuzeit.“

Von Otto Rieth befinden sich in der Sammlung drei zwischen 1902 und 1909 entstandene Zeichnungen.