Das Backnanger Chorherrenstift existierte von 1116 bis in die 1560er Jahre hinein. Im letzten Jahrhundert seiner Geschichte standen vier Männer an seiner Spitze, die in Schicksal und Charakter nicht unterschiedlicher hätten sein können. Versuchte man es mit plakativen Zuordnungen, würde sich anbieten, den ersten als den ÜBERFORDERTEN, den zweiten als den REFORMER, den dritten als den KÄMPFER und den vierten als den LEBEMANN zu umschreiben. Der älteste war noch ganz ein Kind des Mittelalters, der letzte gehörte schon zu den typischen Vertretern der neuzeitlichen südwestdeutschen Oberschicht. Zwischen dem Amtsantritt des einen und dem Tod des anderen ging es wie in allen Schwellenzeiten sehr heftig zu. Renaissance, Territorialisierung und Reformation rüttelten Gewohnheiten, Netzwerke und Weltanschauungen kräftig durcheinander. Die Backnanger Stiftspröpste waren bei diesem Wandel besonders stark exponiert und mussten sich in ihrer Verantwortung den jeweiligen Herausforderungen stellen. Ihre Biografien stehen für eine Zeit im Umbruch.
Sabine Reustle, langjährige Stadtarchivarin von Winnenden, hat bereits 1996 über Stift und Stadt Backnang in dieser Epoche promoviert und stellt ihre Forschungsergebnisse nun einmal anhand der Lebensläufe der vier letzten Stiftspröpste dar.