Geschichte des Vereins

1884-1945

Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg F 152 IV Bü 1658 0008

Der Verein hat eine lange Tradition. Er wurde 1884 als „Alterthumsverein für das Murrthal und Umgebung“ gegründet. Im Jahr 1965 erfolgte mit dem Einzug in das Helferhaus, das von der Stadt Backnang zur Verfügung gestellt wurde, die Umbenennung und Neuorientierung.

Im Jahr 2009 konnte der Verein zusammen mit seinen Vorgängervereinen sein 125-jähriges Bestehen feiern. Die Gründung des Alterthums-Vereins für das Murrthal und Umgebung als historisch-antiquarischer Lokalverein, wie es in einer damaligen Beschreibung stand, fand am 9. Juli 1884 durch Oberamtsbaumeister Hämmerle und den Murrhardter Apotheker Horn in Backnang statt. Eine Vorbesprechung dazu gab es am 24. Juni im Gasthaus Stern in Murrhardt. Anlass für die Gründung war der von Freunden des Altertums und der Kunst 1843 ins Leben gerufene Württembergische Alterthumsverein unter dem Vorsitz des Grafen Wilhelm von Württemberg. Der Tätigkeitsschwerpunkt des Backnanger Vereins unter der Leitung von Oberamtsbaumeister Hämmerle galt der Betreuung der Altertumssammlung und der Herausgabe der Blätter des Altertumsvereins. Die erste Publikation, als Beilage des Murrthal-Boten, erschien im Jahr 1884. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Herausgabe mit der 47. Folge eingestellt.

Während des Ersten Weltkriegs und der Zeit der Weimarer Republik kam die Vereinstätigkeit zum Erliegen, sodass erst im Jahr 1924 wieder eine Ausgabe unter dem geänderten Titel Blätter des Altertumsvereins für das Murrgau herausgegeben werden konnte. Die Sammlung des Vereins wurde in den beiden unteren Schullokalen des Turmschulhauses untergebracht. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten endete die kurze Blüte in der Zwischenkriegszeit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 existierten drei Vereine in Backnang mit ähnlicher Zielsetzung der Stadt- und Heimatpflege. Es waren der Altertumsverein, der 1924 gegründete Verkehrsverein, dem 1938 der schon 1901 entstandene Verschönerungsverein angegliedert worden war. Dazu kam noch der Fremdenverkehrsverein Backnang aus dem Jahr 1942, der sich im Jahr 1963 auflöste. In der Mitgliederversammlung am 23. Juni 1948 formierten sich diese Vereine unter einem neuen Namen zu dem Verkehrs- und Heimatverein Backnang. Zum Vorstand wählte man Bürgermeister a. D. Dr. Rienhardt (1948-1953). Als allgemeine Zielsetzung wurde angegeben: „Alles zu tun, was der Stadt, ihrem Geschäfts- und Gesellschaftsleben und der Einwohnerschaft direkt oder indirekt nützt“.

Als Vorsitzende folgten auf Dr. Rienhardt MdB Wilhelm Traub (1954-1955), Landrat Limbeck (1955-1961) und Amtsgerichtsdirektor Rudolf Freund von 1961-1977. Unter dem Vorsitz von Rudolf Freund zeichnete sich eine Neuorientierung ab, die auch darin begründet war, dass der Bereich Verkehr und Stadtwerbung keine Funktion mehr hatte und die Sparte Heimat allein nicht überlebensfähig schien. Als Folge daraus ergab sich die Umwandlung in den Heimat- und Kunstverein Backnang e.V.

Heimat- und Kunstverein Backnang nach 1965

Im Jahr 1965 erfolgte die Umbenennung und Neuorientierung. Mit dem Helferhaus, das dem Verein von der Stadt als Domizil übergeben wurde, bot sich die Möglichkeit, sowohl ein Heimatmuseum als auch eine Galerie einzurichten und damit in einem Haus Heimat und Kunst produktiv miteinander zu verbinden. Im Frühjahr 1968 konnte das renovierte Helferhaus dem Verein und seiner neuen Bestimmung übergeben werden. Die von Rudolf Freund durchgeführten Kunstfahrten ergänzten im Sinne einer Vertiefung der Sparte Kunst das Vereinsprogramm. Der Verein entwickelte sich unter der Vorstandschaft von Rudolf Freund zu einer über Backnang hinaus bekannten Institution, wobei die Kunstausstellungen besonders dazu beitrugen. Im Jahr 1977 gab Rudolf Freund sein Amt an Oberstudienrat Armin Beck weiter. Aus beruflichen Gründen musste Armin Beck im Jahr 1979 sein Amt niederlegen und als Nachfolger wurde Ernst Hövelborn gewählt.

In den Jahren 1980 und 1981 wurde sowohl der 1. Stock, weitgehend in Eigenleistung des Vereins mit Hilfe der Stadt Backnang, museums- und der 2. Stock ausstellungsgerecht, jeweils mit einem Rundgang durch alle Räume, ausgebaut. Der erste Altstadtstammtisch fand auf Initiative von Stadtplanungsamtsleiter Reginald Kunzelmann und im Zusammenhang mit dem Backnanger Fassadenwettbewerb 1979 statt. Daraus entwickelte sich beim heimatgeschichtlich orientierten Publikum eine beliebte und erfolgreiche Reihe, die im Jahr 2012 auf mittlerweile über 170 Veranstaltungen zurückblicken kann. Über die Altstadtstammtische wird der Gedanke der Heimat und der damit verbundenen Geschichte der Stadt Backnang und ihrer Region lebendig dargestellt und vielfältig vermittelt.

Neu in das Programm kamen die Heimatausstellungen, wie z.B. Schwäbische Landschaft (1980), Das Bauernhaus im Schwäbischen Wald (1981) und vor allen Dingen auch die Aufarbeitung des architektonischen Erbes, hier besonders die Bautätigkeit von Oberamtsbaumeister Hämmerle mit einer Ausstellung im Jahr 1987 oder die überregionale Ausstellung von Blitzarchitekten Philipp Jakob Manz im Jahr 2001, der das Adolff-Areal um die Jahrhundertwende maßgeblich geplant und gebaut hatte.

Im Jahr 1982 gab der Verein den ersten Band seiner Schriftenreihe mit einer Arbeit von Gerhard Fritz zu der Situation von Backnang und Umgebung im 13. Jh. heraus. Der Band 5 galt dem Stadtjubiläum 750 Jahre Stadt Backnang im Jahr 1987 und als Abschluss erschien 1988 der Band 6, womit dann die Überleitung und die Integration in die darauf jährlich erscheinende Schriftenreihe der Stadt Backnang erfolgte.

Römersammlung (Foto: Heimat- und Kunstverein)

Die Übernahme der Heimatabteilung durch Heiner Kirschmer 1991, in der Nachfolge von Ingolf Layher, führte zu einer Erweiterung des Angebots. Es bildeten sich unter der Leitung von Heiner Kirschmer der geologische und archäologische Arbeitskreis, die mittlerweile durch eine Vielzahl von Ausstellungen hervorgetreten sind und zusätzlich die geologische Willy-Haag-Sammlung in den letzten Jahren fachgerecht aufgearbeitet und in die städtische Sammlung integriert haben.

Die Wiederentdeckung und Bearbeitung der grafischen Sammlung von Apotheker Ernst Riecker (1844-1918) und des Nachlasses von Hofbaumeister Michael Knapp (1793-1861) führte zu einer Reihe von Ausstellungen und zu einer umfassenden Präsentation des architektonischen und zeichnerischen Nachlasses von Johann Michael Knapp (1982). Die Vorarbeit, die der Verein für die Präsentation der Riecker-Sammlung geleistet hatte, führte im Jahr 2002 zur Einrichtung des Städtischen Grafikkabinetts im Helferhaus mit regelmäßigen Ausstellungen aus dem Bestand der Riecker-Sammlung.

Die bemerkenswerte Ausstellung Kunst-Technik-Kommunikation (1988), in Zusammenarbeit mit der Firma ANT-Telefunken erstellt, führte auf Initiative des damaligen 2. Vorsitzenden Heinz Wollenhaupt zum Einstieg in die Techniksammlung. Ergänzend hinzu kam aus dem Bereich Technik und Arbeit die Ausstellung Arbeit im Wandel (1993) und führte im Zusammenhang mit der Techniksammlung zu der großen und viel beachteten Präsentation im Turmschulhaus 100 Jahre Kaelble in Backnang (1995). Zur endgültigen Einrichtung der Technik-sammlung kam es im Jahr 1993. Die Stadt Backnang und der Heimat- und Kunstverein beschlossen in einem Vertrag eine gemeinsame Techniksammlung zu gründen und zu betreiben. Als Standort wurde die Kaelble-Halle in der Mühlstraße gewählt. Einige Jahre später ergab sich die Gelegenheit, die Sammlung der Nachrichtentechnik im Haus Sorg am Schillerplatz unterzubringen und dort eine eigenständige Präsentationssammlung aufzubauen, während die Abteilungen Gerberwesen, Spinnerei Adolff und Kaelble Straßenmaschinen in der Kaelble-Halle mit ehrenamtlichen Mitarbeitern die Sammlung weiter pflegen und ausbauen konnten. Im Jahr 2008 hat die Stadt, die auf eine von einem Verein nicht mehr zu betreuende Größe angewachsene Technik-Sammlung übernommen und ein neu gegründeter Förderverein bemüht sich aktiv um die Einrichtung eines Technikmuseums.

Im Jahr 1981 übernahm Veronika Schäffer die Leitung der Kunstabteilung von Meta-Maria Haserodt und setzte das bewährte Ausstellungsprogramm fort. Im Jahr 1989 ging die Leitung der Kunstabteilung an Hertha Ebert über, die das Ausstellungsprogramm kontinuierlich weiter entwickelte und es ihr damit gelang, die Galerie im Helferhaus zu einer festen Größe im lokalen und regionalen Kunstgeschehen zu machen.

Die Grafiksammlung des Vereins wurde stetig durch gezielte Ankäufe erweitert. Der Sammlungsschwerpunkt lag auf den Werken bekannter Backnanger oder in der Region tätiger Künstler. Rudi Limbach und Dr. Wolfgang Uhlig erweiterten die Sammlungstätigkeit auf württembergische Künstler, die im Zeitraum des frühen und mittleren 20. Jh. tätig waren. Ebenso wurde seit den achtziger Jahren von Rudolf Kühn, ausgehend von den ersten Aufnahmen Ende des 19. Jh., ein umfangreiches Fotoarchiv angelegt mit Bildern von der Stadt Backnang und ihrer Umgebung.

Mit der Einrichtung der Städtischen Galerie im ehemaligen Turmschulhaus 1998 begann eine neue Epoche der Kunstausstellungen in Backnang, die auch für das Helferhaus Veränderungen brachte. Das Grafikkabinett im 1. Stock wurde eingerichtet und das Haus in Galerie Helferhaus umbenannt.

Langjährige Tätigkeiten im Verein haben folgende Persönlichkeiten ausgeübt. Margarete Walter betreute von 1971 bis 2007 die Schriftführung des Vereins. Schatzmeister Gert Eckhardt führte die Kasse von 1981 bis 2007. Ab Mitte der achtziger Jahre haben das Haus und die Ausstellungen Hermann Lachenmaier und Ludwig Ringhof beaufsichtigt. Ingolf Layher leitete von 1980 bis 1987 die Heimatabteilung. Heinz Wollenhaupt führte das Amt als 2. Vorsitzender von 1984 bis 2004. Daneben besaß er noch die Funktion des technischen Leiters der Techniksammlung von 1993 bis 2008 und war maßgeblich und entscheidend am Aufbau der Techniksammlung beteiligt. Ohne ihn und die Unterstützung durch den Heimat- und Kunstverein gäbe es keine Techniksammlung in Backnang. Dr. Wolfgang Uhlig übernahm von 2006-2008 das Amt des 2. Vorsitzenden.

Die Neuwahlen im Jahr 2008 leiteten den Prozess der Verjüngung der Vereinsspitze ein. Im Amt bestätigt wurde Ernst Hövelborn (1979-2012) als 1. Vorsitzender. Zum 2. Vorsitzenden wurden Michael Siefert und Stefanie Hübner gewählt. Das Amt des Schatzmeisters übernahm Hermann Reinhardt und die Schriftführung wurde in die Hände von Antje Hagen gelegt. Edda Ebert betreut weiterhin die Kunstabteilung. Seit 2010 ist Susan Schuchert für die Heimatabteilung und die Pressearbeit zuständig. Die Verantwortung für die Arbeitskreise Archäologie und Geologie liegt weiter in den Händen von Heiner Kirschmer und Hermann Reinhardt. Um die Weiterentwicklung der Grafiksammlung kümmern sich die Beiratsmitglieder Rudi Limbach und Dr. Wolfgang Uhlig. Das Helferhaus und die Veranstaltungen stehen unter der Obhut von Werner Drautz. Die Kassenprüfung liegt in den bewährten Händen von Angela Blind und Jacqueline Köngeter.

Die inhaltliche Zielsetzung des Vereins und seiner Vorgänger war auf der einen Seite die der Geschichte, aber auch der Ästhetik, wie im Verschönerungsverein, sie galt dem Stadtbild, wie im Altertumsverein der Vorzeit, sowie den Römern und damit der Archäologie. Sie betraf ebenso die Geologie, aber auch die Industrie und das Gewerbe und seit 1968 mit der Einrichtung des Helferhauses die Bildende Kunst.